2001 Top Dogs
Top Dogs
Von Urs Widmer
Das Thema könnte brisanter gar nicht sein: Es heißt: strukturelle Arbeitslosigkeit – es ist das Dilemma der westlichen Industrie- und Wohlstandsgesellschaft. Doch anders als sonst wird das Thema ganz vom Kopf her aufgezäumt. Nicht um Underdogs geht es, sondern um Top Dogs. Um Spitzenmanager also, die im Zuge global bedingter Umstrukturierungen entlassen wurden und die sich jetzt, zwecks Schockabfederung, Enttäuschungsverarbeitung und späterer beruflicher Reintegration, in einem Outplacement-Büro zusammengefunden haben. Wichtig ist der Perspektivenwechsel. Präsentiert wir ein Königsdrama der Wirtschaft, nicht ein Kleine-Leute-Stück. Das bugsiert das Spiel aus den Grauzonen der üblichen Sozialreportage heraus, sichert ihm überraschende Einsichten – und Witz: Ein klein wenig Schadenfreude, natürlich ist auch dabei – schon tröstlich zu wissen, daß es auch „die da oben“ jederzeit treffen kann…
Lachend, bestens unterhalten, aber immer wieder auch in Beklommenheit begreifen wir: Da ist etwas faul, nicht nur im Staate Helevetia; da bahnt sich weltweit ein ziemlich wölfischer Kapitalismus seinen Weg – in seiner Inhumanität notdürftig getarnt hinter der phraseologischen Fassade eines dynamischen Neoliberalismus.
Premiere
Premiere: 03. Februar 2001
Nürnberger Kammerspiele
Leitungsteam
- Inszenierung: André Bücker
- Choreografie: Teresa Rotemberg
- Dramaturgie: Frank Behnke
- Bühne: Peter Silberkuhl, Bernhardt Beier
- Ausstattung: Mitra Nadjmabadi